Liebe Eltern,
hier ein Bericht über den Besuch des Augsburger Zoos.
Am 20. Mai machten wir uns voller Vorfreude auf nach Augsburg. Genauer gesagt in den Zoo.
Dort hatte der AK Eltern des BBSB für eine kleine Gruppe blinder und sehbehinderter
Menschen eine spezielle Führung organisiert. Unser Zooführer Herr Ellenrieder, der vor
seiner Pensionierung die Zooschule leitete und sich immer noch mit viel Engagement und
Leidenschaft um die Tiere des Zoos kümmert.
Zuallererst ging es aber nicht etwa zu irgendwelchen tierischen Zoobewohnern, sondern in
die Futterküche. Als wir den warmen Raum betraten, stieg uns gleich ein starker Geruch
nach allen möglichen Futtermitteln in die Nase, die wir gar nicht alle identifizieren
konnten, und machte uns neugierig auf das, was da auf uns zukam. Herr Ellenrieder erklärte
uns, dass hier vor allem das Futter für die vielen verschiedenen Vögel des Zoos zubereitet
wird. So ist Vogelfutter aber nicht gleich Vogelfutter - je nach Vogelart steht zum
Beispiel Körnerfutter (Hirse, Mais.), Fleisch, Gemüse, Obst oder Salat auf dem Speiseplan
unserer gefiederten Freunde. Unser Guide gab uns nacheinander die verschiedenen
Futtermittel zum Abtasten in die Hand. Bei den Körnern griff jeder noch ohne zu zögern zu,
als es dann aber hieß, in der nächsten Schüssel befinden sich lebende Mehlwürmer, mussten
einige von uns erstmal schlucken, bevor sie sich überwinden konnten, die kriechenden
Insekten zu berühren. Zum Abschluss bekamen wir noch einige Vogeleier zum Ertasten in die
Hand. Das kleinste Ei - gelegt von einer Wachtel - war gerade einmal zwei Zentimeter lang;
im krassen Gegensatz dazu stand das Ei eines Nandus, welches bestimmt 20 Zentimeter maß.
Um uns ein bisschen auf die Folter zu spannen, verriet Herr Ellenrieder uns die nächste
Station unserer Führung nicht sofort, sondern ließ uns anhand des Geruchs erraten, welche
tierischen Bewohner in dem Gebäude, in das er uns geführt hatte, ihr Zuhause haben. Wir
waren uns einig, dass es sich aufgrund der Akustik um einen großen und vor allem hohen
Raum handeln musste, also tippten wir entweder auf ein Giraffen- oder Elefantenhaus. Der
Geruch war nicht unähnlich dem eines Pferdestalles. Es stellte sich dann heraus, dass wir
uns im "Wohnzimmer" der beiden asiatischen Elefantendamen des Zoos befanden.
Dieses war ein großer Raum mit Betonboden, in dem sich in einer Ecke ein Brunnen mit einem
runden Loch befand, durch das die Elefanten mit ihrem Rüssel an Wasser kommen.
Anschließend durften wir uns im Raum nebenan ihr "Schlafzimmer" genauer
anschauen. Hier war der Boden mit Stroh bedeckt. Außerdem erfuhren wir, was es mit den
aufgestapelten Strohballen an der Wand auf sich hatte: Die Elefanten richten sich ihr
"Bett" für die Nacht selbst her und bedienen sich dabei an den herumliegenden
Strohballen. Und dann wartete das erste große Highlight auf uns: Wir durften hautnah an
die Dickhäuter ran! Es standen bereits aufgeschnittene Bananen bereit, mit denen wir die
beiden grauen Riesen füttern durften, die sich draußen in einem großen Gehege aufhielten.
Es war ein ganz besonderes Erlebnis, Burma und Targa so nahe zu sein und sie von der Hand
füttern zu dürfen. Sie packten die Banane mit ihrem rauen Rüssel und schoben sie sich
damit in das Maul. Da die Rüsseltiere bis zu fünf Tonnen schwer werden, brauchen sie
dementsprechend viel Nahrung und so fressen die Tiere schon mal um die 70 Kilogramm am
Tag, wie wir von dem Elefantenpfleger erfuhren. Wir konnten gar nicht genug von diesem
Erlebnis bekommen, aber irgendwann war der Eimer leer und unsere Gruppe machte sich auf
zum Reptilienhaus, dem letzten Stopp an diesem Tag.
Wir warteten draußen in der Sonne auf die Überraschung, die Herr Ellenrieder uns
angekündigt hatte. Die Überraschung entpuppte sich als ein 1,20 Meter langer Königspython
namens Savannah. Bevor wir die Würgeschlange selbst anfassen durften, beantwortete Herr
Ellenrieder geduldig all unsere viele Fragen rund um dem Thema Schlange. So erfuhren wir
zum Beispiel, dass ein Königspython bis zu drei Wochen ohne neue Nahrung auskommt, wenn er
sich einmal satt gefressen hat. Auf seinem Speiseplan stehen kleine Säugetiere wie Mäuse,
die er zuerst mit seinen spitzen Zähnen festhält und dann mit seinem Körper so lange
zusammendrückt, bis sie nicht mehr atmen. Für den Menschen stellt der Königspython keine
Gefahr dar, obwohl sein Biss natürlich auch schlimme Entzündungen mit sich bringen kann.
Aber davon ließen wir uns nicht abschrecken und durften Savannah reihum in die Hand
nehmen. Während sie von einem zum anderen gereicht wurde, erklärte Herr Ellenrieder uns,
dass Schlangen keine Ohren haben und Geräusche nur durch Schwingungen in der Luft
wahrnehmen. Stattdessen orientieren sie sich mithilfe ihres Geruchssinn und der
Wärmeausstrahlung von anderen Lebewesen. Man hatte das Gefühl, die Schlange genoss es
richtig, sich im warmen Sonnenschein auf unseren Händen zu räkeln. Und wir genossen es
auch sehr, denn wann hat man schon mal die Möglichkeit, einen Königspython so hautnah zu
erleben? Wir konnten den Python auch ganz in Ruhe abtasten und über seinen schuppigen
Bauch, der den Tieren dazu dient, sich zum Beispiel an Baumstämmen festzuhalten, und den
glatten, trockenen Rücken mit der feinen Wirbelsäule streicheln.
Da alle guten Dinge bekanntermaßen irgendwann zu einem Ende kommen, war unser Zoobesuch
nach diesem Erlebnis leider auch schon wieder vorbei. Aber wir waren uns alle einig, dass
wir ein paar unvergessliche Stunden im Zoo Augsburg verbracht hatten. Vielen herzlichen
Dank an den AK Eltern für das Organisieren der Führung und an Herrn Ellenrieder für diesen
spannenden Einblick in das Zooleben. Wir werden den Zoobesuch auf jeden Fall noch lange in
Erinnerung behalten.